Doppel-Wumms gegen AIDS
homo.net Info vom 25. Juli 2024
von Webmaster Jan
Soll sich AIDS nicht ausbreiten, muss über Sex öffentlich gesprochen werden. Noch immer stirbt jede Minute ein Mensch an AIDS, aber weit weg. In Osteuropa, Nordafrika, dem Nahen Osten, Zentralasien sowie in Lateinamerika steigen die Infektionszahlen.
Experten betrachten diese Entwicklung zu Beginn der 25. Internationalen AIDS-Konferenz in München mit Sorge. Statt wie geplant die Zahlen kontinuierlich zu senken und die Ausbreitung des HI-Virus bis 2030 zu stoppen, steigen die Zahlen wieder an. Das Ziel für 2030 wird wohl nicht erreicht werden.
Angeblich steigen die Infektionsraten auch bei uns, aber bei gerade mal um die 2.000 Infektionen pro Jahr könnte es sich aber auch um einen Fehler in der Statistik handeln. Denn die Faxen, die unsere Gesundheitsbehörden mit den Infektionszahlen machen, waren und sind viel zu fehleranfällig und ungenau für Prognosen im einstelligen Prozentbereich.
Im Jahr 2007 wurde der sogenannte 1. Berliner Patient an der Berliner Charité behandelt und für geheilt erklärt. Schon 17 Jahre später wird nun der 2. Berliner Patient in München präsentiert. Weltweit wurden bereits sieben Menschen für geheilt erklärt. Wenn die Ärzte in diesem Tempo weiterheilen, müssen wir nur 2030 in 3020 umbenennen und haben ein neues, realistisches Ziel.
Auch Lenacapavir erregt großes Medieninteresse. Es soll die tägliche Einnahme von ein bis drei Pillen durch zwei Spitzen pro Jahr ersetzen. Es ist noch nicht einmal von den Fachleuten überprüft und noch lange nicht ausreichend klinisch getestet. Dazu kommt, dass es zu teuer ist, um eine weltweite Lösung zu sein. Aber wir können ja schon mal anfangen zu hoffen, wie beim 1. Berliner Patienten.
Bei uns Reichen ist AIDS besiegt. Mit ein bis drei Pillen täglich sind bei positiv Getesteten schon nach wenigen Wochen keine HI-Viren mehr nachweisbar, die Behandelten sind zu 100 Prozent nicht mehr ansteckend und können bis zu ihrem durchschnittlichen Lebensende normal leben.
Mit der weltweiten Verteilung dieser Pillen, die es als PrEP und PEP auch als Pille davor und Pille danach gibt, ist AIDS zu einer leicht behandelbaren chronischen Krankheit geworden, die man wie Diabetes, Bluthochdruck oder Asthma weltweit in den Griff bekommen könnte - wären da nicht das liebe Geld und die Tabuisierung von Sex.
Die große Mehrheit der HIV-Neuinfektionen konzentriert sich auf Russland, die Ukraine, Usbekistan und Kasachstan. Kriege, bewaffnete Konflikte und politische Unruhen treiben die Zahlen ebenso rasant in die Höhe wie homophobe Gesetze, tabuisierte Prostitution, ausgegrenzte Transgender und kriminalisierte Drogenabhängige.
Dabei wäre die Lösung einfach: Ausreichende Mittel zur Bekämpfung von HIV und der Schutz der Menschenrechte. Wo Minderheiten wegen ihrer Sexualität diskriminiert und verfolgt werden, steigen die Infektionszahlen rasant. Die Regierungen könnten Millionen von Menschenleben retten, Millionen HIV-Neuinfektionen verhindern und dafür sorgen, dass alle Menschen mit HIV ein gesundes, erfülltes und durchschnittlich langes Leben führen können, nicht nur in den reichen Ländern.
Man muss es nur wollen und Sex nicht verteufeln, sondern offen darüber reden. Umfassende Aufklärung schützt Leben. Aufklärung über Sex ist inzwischen wichtiger als medizinische Fortschritte und Errungenschaften.
Wer AIDS besiegen will, muss offen und öffentlich über Sex reden. Das wäre die wichtigste Botschaft, die mit einem Wumms von der 25. Welt-AIDS-Konferenz ausgehen sollte. Gepaart mit Geld wäre es ein Doppel-Wumms. Aber die 18.000 Delegierten diskutieren lieber über Lenacapavir und Berliner Patienten.
Über Sex rede ich gerne
Jan
Webmaster
vom homo.net Team